Der Markt für Elternratgeber ist heute sehr gross und unübersichtlich.
Es gibt viele Erziehungsratgeber, Elternzeitschriften und Kurse für Eltern. Die Informationen darin widersprechen sich manchmal. Für Eltern ist es schwer, den richtigen Ratgeber zu finden.
Über die Jahre orientieren sich Eltern Ratgeber immer mehr an der Wissenschaft. Sie nutzen Wissen aus der Erziehungswissenschaft, der Psychologie und der Medizin.
In diesem Artikel erkläre ich:
- Wie Erziehungsratgeber sich seit 1945 entwickelt haben
- Welche Erziehungsziele früher wichtig waren
- Welche Erziehungsziele heute wichtig sind
- Welche Methoden zur Erziehung empfohlen wurden und werden
Mein Ziel:
Du sollst über deine eigenen Erziehungsziele nachdenken. Und darüber, wie du diese Ziele erreichen willst
Meine Quelle:
Ich habe das Buch von Carmen Eschner gelesen: „Erziehungskonzepte im Wandel“. Sie untersuchte Elternratgeber von 1945 bis 2015. Die Jahre 2016 bis heute ergänze ich selbst.
Zusammenfassung: Zentrale Entwicklungen der Elternratgeber auf einen Blick
Erziehungsstile
- 1945-1949: Autoritär
- 1950er: Übergang autoritär / autoritativ (gemischt)
- 1960er-heute: Autoritativ / demokratisch (mit verschiedenen Schwerpunkten)
- Ab 2015: Autoritative / bedürfnisorientiert
Wichtigste Wendepunkte
- 1950er: Erste autoritative Ansätze, gewaltfreie Erziehung kommt auf
- 1960er: Demokratisierung, Vaterrolle wird wichtig
- 1970er: Selbstständigkeit als Leitbild, Bindungsforschung
- 1980er: „Beziehung statt Erziehung“, neue Väterlichkeit
- 1990er: Ruf nach Grenzen bei gleichzeitiger Beziehungsorientierung
- 2000er: Leistungsorientierung und Früherziehung
- 2015-heute: Bedürfnisorientierung, Resilienz, Medienkompetenz
Konstanten seit den 1970er Jahren
- Gewaltfreie Erziehung
- Demokratischer/autoritativer Stil
- Förderung von Selbstständigkeit
- Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung
Die 5 Erziehungsstile: Ein Überblick
Bevor wir in die Geschichte eintauchen, müssen wir verstehen:
Was sind Erziehungsstile?
Heute sprechen wir oft von 5 verschiedene Erziehungsstilen:
(Carmen Eschner, 2017, S. 22-25)

1. Autoritärer Erziehungsstil
Merkmale:
- Feste Regeln aus Kultur oder Religion
- Erwachsene haben viel Macht
- Kinder müssen gehorchen
- Traditionen, Arbeit und Ordnung sind sehr wichtig
- Kinder dürfen selten widersprechen
- Eltern bestrafen Fehler
- Gehorsam ist wichtiger als Freiheit
- Wenig Verständnis und Nähe
- Keine Verhandlungen mit Kindern
Wann war dieser Stil verbreitet? Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Manchmal wurde er auch zwischen 2000 und 2010 noch empfohlen.
2. Autoritativer Erziehungsstil
Merkmale:
- Klare Regeln und Orientierung
- Gleichzeitig freundlich und einfühlsam
- Eltern hören zu und verstehen Gefühle
- Feste Regeln geben Sicherheit
- Viel und gute Kommunikation
- Kinder dürfen selbst entscheiden und ausprobieren
- Kinder lernen: Ich kann etwas schaffen
Der Unterschied zum autoritären Stil:
- Kinder dürfen ihre Meinung haben
- Kinder dürfen Eltern hinterfragen
- Aber: Disziplin und gutes Verhalten werden trotzdem erwartet
Was sagen Fachleute? Dieser Erziehungsstil ist ab dem Kindergartenalter besonders gut für Kinder.
3. Demokratischer Erziehungsstil
Dieser Stil ist dem autoritativen Stil sehr ähnlich.
Der wichtigste Unterschied:
- Weniger Kontrolle durch Eltern
- Regeln werden gemeinsam besprochen und vereinbart
Weitere Merkmale:
- Viel Kommunikation
- Beide Seiten dürfen ihre Meinung sagen
- Gegenseitiger Respekt
- Gemeinsame Entscheidungen
- Eltern und Kinder als „gleichberechtigte Partner“
4. Permissiv-verwöhnender Erziehungsstil
Merkmale:
- Sehr warm, freundlich und liebevoll
- Eltern akzeptieren ihre Kinder, wie sie sind
- Kinder dürfen viel selbst entscheiden
- Unterstützung der Eigenständigkeit
- Wünsche werden meist bejaht
- Kinder lernen, eigene Gefühle zu steuern
- Gemeinsame Planung des Familienlebens
- Wenig Forderungen und Kontrolle
- Keine Strafen
Wann ist dieser Stil gut? Vor allem im Baby- und Kleinkindalter ist dieser Erziehungsstil sehr gut für die Entwicklung.
5. Zurückweisend-vernachlässigender Erziehungsstil
Merkmale:
- Kaum Liebe und Wärme
- Wenig Kümmern um die Kinder
- Fast keine Regeln und Kontrolle
Was sagen Fachleute? Dies ist der schlimmste Erziehungsstil. Kein Elternratgeber empfiehlt diesen Stil.
Elternratgeber im Wandel der Zeit
Wichtig zu wissen: Die folgenden Informationen beschreiben, was in Erziehungsratgebern steht. Sie sagen nichts darüber aus, was Familien wirklich im Alltag machen.
In meinem Blogbeitrag Was Eltern heute bewegt: Die Trendthemen der Kindererziehung erkläre ich was Eltern googlen und recherchieren.

Nachkriegszeit bis 1949
(Carmen Eschner, 2017, S. 86-88)
Welche Werte hatten die Menschen?
- Unterordnung
- Gehorsam
- Ordnung
- Leistung
- Pflichterfüllung
Welcher Erziehungsstil wurde empfohlen?
Autoritär
Was waren die Erziehungsziele?
- Unterordnung
- Gehorsam
- Autoritätsgläubigkeit
- Fleiss
- Ordnungsliebe
- Beharrungsvermögen
- Sparsamkeit
Wie sollten Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
- 50% der Menschen sagten: Körperliche Bestrafung ist in Ordnung
- Stubenarrest
- Liebesentzug
- Verweigerung von materiellen Dingen
Die 1950er Jahre
(Carmen Eschner, 2017, S. 88-89)
Welche Werte hatten die Menschen?
- Ordnung
- Leistung
- Pflichterfüllung
Welcher Erziehungsstil wurde empfohlen?
Gemischt:
- Ein Teil der Ratgeber war autoritär
- Ein Teil der Ratgeber war autoritativ
Was waren die Erziehungsziele?
Die autoritären Ideen blieben bestehen.
Aber neu kamen autoritative Haltungen dazu:
- Gewaltfreie Erziehung
- Individualität
Wie sollten Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
Die autoritären Methoden blieben.
Aber neu kamen autoritative Methoden dazu:
- Selbsterziehung der Erwachsenen
- Vorbildfunktion der Erwachsenen
- Ermutigende Erziehungshaltung
- Wenige Verbote, aber klare Konsequenzen
Die 1960er Jahre
(Carmen Eschner, 2017, S. 122-125)
Welche Werte hatten die Menschen?
- Ordnung
- Leistung
- Pflichterfüllung
Welcher Erziehungsstil wurde empfohlen?
Autoritativ und demokratisch
Wichtig: Die Ratgeber waren sehr unterschiedlich. Es gab verschiedene Richtungen wie die antiautoritäre Erziehung. Auch Übersetzungen von Ratgebern aus anderen Kulturen kamen auf.
Die Diskussionen wurden populärwissenschaftlich und polarisierend.
Was waren die Erziehungsziele?
- Emanzipation
- Mündigkeit
- Autonomie
- Solidarität
- Frustrationstoleranz und Ambiguitätstoleranz
- Leistungsmotivation
- Entwicklung der Persönlichkeit
- Verantwortungsübernahme
- Selbstständigkeit
Wie sollten Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
- Selbstreflexives, demokratisches Verhalten der Eltern
- Empathische Mutter-Kind-Beziehung
- Anwesenheit des Vaters
- Gleichwertigkeit
- Ermutigung und Lenkung durch Ordnung und Festigkeit
- Eltern als echte Autoritäten und Vorbilder
- Freiheit
- Gegenseitiger Respekt
- Soziale Gleichwertigkeit
- Vertrauen
- Empathie
- Gemeinschaftssinn
- Toleranz
- Spielzeit für die Kinder
Über welche Themen wurde geschrieben?
- Vaterrolle
- Zeigen der elterlichen Liebe
- Sexualität
- Sauberkeitserziehung
- Trotz
- Schlafprobleme
- Fernsehen und Bewegung im Kindesalter
- Mutter-Kind-Bindung
Die 1970er Jahre
(Carmen Eschner, 2017, S. 190-194)
Welche Werte hatten die Menschen?
Die alten Werte blieben:
- Ordnung
- Leistung
- Pflichterfüllung
Neue Werte kamen dazu:
- Selbstverwirklichung
- Gleichbehandlung
- Autonomie
Welcher Erziehungsstil wurde empfohlen?
Der autoritative und demokratische Stil wurde stärker
Die Elternratgeber wurden generell liberaler.
Es gab eine Flut an Ratgebern, Zeitschriften, Elternbriefen und Kursen.
Von den Eltern wurde viel Erziehungsfähigkeit verlangt: Ermutigung, Bestätigung, transparente Verbote, Vorbildfunktion, Absprachen, Regeln, Grenzen und „natürliche“ Autorität.
Was waren die Erziehungsziele?
- Selbstständigkeit als Leitbild (das wichtigste Ziel)
- Kommunikationsfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Kritikfähigkeit
- Toleranz
- Selbstbewusstsein
- Kreativität
- Förderung von individuellen Interessen
- Umgang mit Gefühlen
- Berufliche Tüchtigkeit
- Ausdauer
- Pünktlichkeit
- Ehrlichkeit
- Höflichkeit
Wie sollten Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
- Sichere Bindung als Schutzfaktor
- Mütterliche Feinfühligkeit
- Verstärkung von Exploration (Entdecken)
- Selbstständigkeitserziehung
- Leistungsmotivation
Über welche Themen wurde geschrieben?
- Säuglings- und Kleinkindforschung
- Eltern-Kind-Beziehung
- Entwicklung wird nicht mehr in Stufen gedacht, sondern aus einer vielfältigen Perspektive erforscht
Die 1980er Jahre
(Carmen Eschner, 2017, S. 240-243)
Welche Werte hatten die Menschen?
Neue gesellschaftliche Themen kamen auf:
- Diskussion über eine Risikogesellschaft. Menschen müssen lernen, mit Gefahren umzugehen
- Das Modewort „Burn-out“ entstand. Gesellschaftliche Probleme wurden als persönliches Versagen erlebt
- Vom Befehlshaushalt zum Verhandlungshaushalt: Verschiedene Familienmodelle entwickelten sich
- Familiengründung wurde zeitlich nach hinten verschoben
Welcher Erziehungsstil wurde empfohlen?
In den Ratgebern dominierten demokratische und autoritative Werte
Aber: 50% der Jugendlichen waren unzufrieden mit dem Erziehungsstil ihrer Eltern. Dies führte zu vielen Familienkonflikten.
Was waren die Erziehungsziele?
Diese Ziele nahmen ab:
- Unterordnung
- Gehorsam
Diese Ziele blieben nahezu konstant:
- Ordnungsliebe
- Fleiss
Diese Ziele kamen neu dazu:
- Freier Wille
- Selbstständigkeit
- Selbstachtung
- Selbstsicherheit
- Ausdauer
- Verantwortungsgefühl
- Disziplin
- Offenheit
- Kreativität
- Solidarität
- Kritikfähigkeit
- Anerkennung der Elternautorität
Wie sollten Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
Leitbilder dieser Zeit:
- Intensive Bemutterung
- Selbstreflexivität der Eltern
- Die neue Väterlichkeit
Konkreter:
- Warmes Erziehungsklima, wobei Grenzen wieder modern wurden
- Feinfühligkeit
- Berücksichtigung der Individualität
- Interesse und Zuwendung
- Mentalisierung
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Angebot von entwicklungsgerechten Erfahrungsräumen
- Altersgerechte Regeln
- Beziehungsarbeit
- Sich bei Fehlern entschuldigen (Vorbild)
- Sich Zeit nehmen
- Machtkämpfe vermeiden
- Auszeiten
- Versöhnung
- Natürliche und logische Folgen
- Überraschungseffekte
Über welche Themen wurde geschrieben?
Tendenz zur Spezialisierung bei der Ratgeberliteratur
Der neue Leitsatz: „Beziehung statt Erziehung“
Die 5 wichtigsten Themen:
- Selbstreflexivität und Bildung der Eltern: Weil Eltern selbst keine demokratische Erziehung erlebten, sind sie unsicher in der Erziehung ihrer Kinder
- Bindung und Beziehung zwischen Eltern und Kind
- Soziale Kompetenz
- Förderung der kognitiven und motorischen Entwicklung
- Haltgebende Strukturen
Die 1990er Jahre
(Carmen Eschner, 2017, S. 296-299)
Welcher Erziehungsstil wurde empfohlen?
Autoritativ
Was waren die Erziehungsziele?
- Selbstwertgefühl
- Zugehörigkeit
- Sozialkompetenz
- Leistungsmotivation
- Selbstorganisation
Wie sollten Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
Das wichtigste Prinzip: Zuerst Beziehung, dann Erziehung
Zentral war:
- Wahrnehmung, Respekt und Unterstützung der Individualität jedes Kindes
Konkrete Methoden:
- Feinfühligkeit
- Emotionalität
- Körperkontakt
- Autonomie
- Entwicklungsgerechte Freiräume
- Kommunikation
- Ermutigung
- Soziale Anerkennung
- Persönliches positives Feedback
- Positive und negative Verstärker
Über welche Themen wurde geschrieben?
Wertesynthese: Konservative und moderne Werte wurden verbunden
Wichtige Themen:
- Ressourcen der Kinder stärken
- Ruf nach Disziplin: Der Verhandlungshaushalt war sehr kräftezehrend und zeitintensiv. Er führte nicht immer zu Lösungen
- Zunehmende Berücksichtigung der Umwelt: Wirtschaftslage, berufliche Situation, Alleinerziehende
Die Jahre 2000 bis 2015
(Carmen Eschner, 2017, S. 328-330)
Welche Werte hatten die Menschen?
Politische, wirtschaftliche, kulturelle, soziale und familiäre Umbrüche brachten Unsicherheit. Das führte zum Bedürfnis nach konservativen Werten.
Welcher Erziehungsstil wurde empfohlen?
Demokratisch und autoritativ
Was waren die Erziehungsziele?
- Selbstentfaltung
- Sozialkompetenz
- Kognitive und motorische Entwicklung
Wie sollten Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
Grundlagen:
- Gute Eltern-Kind-Beziehung
- Sichere Bindung
- Haltgebende Strukturen
Konkrete Methoden:
- Bewegung
- Exploration
- Autonomie
- Übernahme von Aufgaben und Verantwortung
Über welche Themen wurde geschrieben?
- Grenzen und Leistungsmotivation
- Leistungsorientierte Früherziehung
- Rituale
- Anregung zur Familienforschung
- Elterliche Selbstreflexivität wird vorausgesetzt
Die Jahre 2016 bis heute
(Eigene Einschätzung der Elternratgeber)
Welche Werte haben die Menschen?
Kinder sollen beim Aufwachsen intensiv begleitet werden. Sie werden nicht „von alleine gross“.
Neue Herausforderungen:
- Digitalisierung des Familienlebens
- Unsicherheit durch Krisen (Pandemie, Klimawandel)
- Schulleistungen und Lebenszufriedenheit von Kindern sinken seit 2018
- Viele Eltern fühlen sich nicht ausreichend anerkannt
In meinem Blogbeitrag Subjektives Wohlbefinden von Kindern: Ein Warnsignal für uns alle erkläre ich die Lebenszufriedenheit unserer Kinder auf der Grundlage des UNICEF-Berichtes 2025.
Welcher Erziehungsstil wird empfohlen?
Autoritativ und bedürfnisorientiert
Der grosse Trend: Bedürfnisorientierte Erziehung und Attachment Parenting
In sozialen Medien werden unter den Hashtags #bedürfnisorientiert und #bindungsorientiert Erziehungstipps geteilt.
Kritik: Manche Eltern setzen sich selbst unter Druck. Sie denken, sie müssen in jeder Sekunde perfekt sein. Das kann überfordern.
Was sind die Erziehungsziele?
- Selbstständigkeit
- Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit)
- Emotionale und soziale Kompetenzen
- Bindungsfähigkeit
- Medienkompetenz
- Psychische Gesundheit
Wie sollen Eltern diese Ziele erreichen? (Methoden)
Bindung und Beziehung:
- Feinfühligkeit
- Körperkontakt, Tragen, Stillen
- Schnell auf Bedürfnisse des Kindes reagieren
- Keine Strafen
Kommunikation:
- Gewaltfreie Kommunikation
- Offene Gespräche über Gefühle
- Kinder als gleichwertige Gesprächspartner
Balance:
- Die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zählen
- Eltern sollen auch auf ihre eigenen Bedürfnisse achten
Resilienz fördern:
- Kinder lernen lassen, mit Frustration umzugehen
- Positive Eltern-Kind-Beziehungen
Über welche Themen wird geschrieben?
- Medienerziehung: Umgang mit Smartphones und Social Media. Eltern sind Vorbild
- Psychische Gesundheit von Eltern: Überforderung und Burn-out
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Social Media als neue Ratgeberquelle: Influencerinnen und Elterncoaches teilen Tipps auf Instagram und TikTok
Was bleibt konstant? Die wichtigsten Erkenntnisse
(Carmen Eschner, 2017, S. 334-336)
Seit den 1970er Jahren ist in Erziehungsratgebern die gewaltfreie, autoritative Erziehung weitgehend unantastbar.
Aber: 1996 waren noch über 80% der Eltern davon überzeugt, dass eine leichte Ohrfeige in Ordnung ist.
In den Ratgebern wurden Strafen durch logische Folgen ersetzt. Psychische und physische Gewalt wurde durch Kommunikation und Kooperation abgelöst.
Der Ruf nach Grenzen
In den 1990er Jahren hiess es: „Kinder brauchen Grenzen“. Viele überforderte Eltern begrüssten das. Gesellschaftliche Unsicherheiten förderten das.
Diese Elemente kamen häufig vor:
- Erziehung vom Kinde aus
- Entwicklung durch entdeckendes Handeln und Lernen
- Förderung von Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit
- Förderung der Individualität UND Förderung der Gemeinschaft
- Zurück zur Natur und Natürlichkeit
Der autoritative Erziehungsstil als Konstante
Der demokratisch-autoritative Erziehungsstil hat sich in den Elternratgebern als beständig erwiesen.
Forschungen zeigen: Dieser Stil wirkt sich besonders entwicklungsfördernd aus.
Erziehungskompetenz der Eltern
(Carmen Eschner, 2017, S. 337)
Ein Problem: Für das Erlernen von Erziehungs-Kompetenzen brauchen Eltern:
- Motivation
- Kommunikation
- Selbstreflexion
Also: Bevor Eltern Erziehungs-Kompetenzen lernen, müssen sie Motivation haben, Kommunikation und Selbstreflexion lernen.
In meinem Buch Das Flüstern unserer Kinder vertiefe ich das und erkläre dir, wie du eigene Antworten auf deine Erziehungsfragen findest.
Die Professionalisierung wird kaum thematisiert. Eltern-sein gleicht fast schon einem Beruf. Ein Beruf der erlernt oder sogar studiert werden muss. Wird dieses Wissen nicht verinnerlicht, sondern nur auswendig gelernt: Dann kann das unehrlich wirken.
Fazit: Welcher Erziehungsratgeber ist der beste?
Die Geschichte der Elternratgeber zeigt: Es gibt nicht DEN einen besten Erziehungsratgeber.
Aber es gibt einen klaren Trend: Der demokratisch-autoritative Erziehungsstil hat sich bewährt.
Die wichtigsten Fragen für Eltern:
- Welche Erziehungsziele sind mir wichtig?
- Was soll mein Kind lernen?
- Welche Werte will ich vermitteln?
- Mit welchen Methoden will ich diese Ziele erreichen?
- Wie gehe ich mit Konflikten um?
- Wie viel Freiraum gebe ich meinem Kind?
- Wie setze ich Grenzen?
- Passen meine Methoden zu meinen Zielen?
- Wenn ich Selbstständigkeit fördern will: Gebe ich meinem Kind genug Entscheidungsfreiheit?
- Wenn ich Empathie fördern will: Bin ich selbst empathisch?
Mein Tipp: Reflektiere regelmässig über deine eigenen Erziehungsziele und Methoden. Nur so kannst du bewusst erziehen und den für dich passenden Weg finden.
Verwendete Literatur
Eschner, Carmen (2017). Erziehungskonzepte im Wandel. Eine qualitative Inhaltsanalyse von Elternratgebern 1945 bis 2015. Wiesbaden: Springer VS.
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