Vor 3 Monaten outete ich mich: «Ich will Blogger werden!» Ich berichte von meinen 3 zentralen Erkenntnissen, die ich dir als Blog-Anfänger:in unbedingt empfehle: Markenbotschaft, Selbstoffenbarungsängste und Kill your Darlings.
Ohrschnuller rein, zurücklehnen und entspannen. Geniesse diesen Blogbeitrag zum Thema «Bloggerin werden» auditiv – von mir persönlich gelesen:
Bloggerin werden bedeutet permanenter Wandel, Gefühlsachterbahn, tägliche Abenteuer über Hochebenen mit sturen Eseln und durch Untiefen mit … ach ich weiss nicht mehr, ich hielt mir nur noch die Augen und Ohren zu.
«Das ist es jetzt», «Fertig» oder «Noch dies oder das, dann hab’ ich’s» allesamt eine Illusion. Es geht immer weiter, jeder Aspekt bringt einen neuen hervor, eröffnet ungefragte Fragen und andere Möglichkeiten. Ich bin dran, mich damit abzufinden – und doch wollen wir doch alle irgendwie irgendwo ankommen.
So oder so, ich bin angekommen – Bloggen ist mein Traumberuf.

1. Klare Markenbotschaft – in einem Satz
Die Historie meiner Blogtitel bildet meine Ambivalenzen ab:
- «Ich blogge über Menschenkenntnis»
- «Ich blogge über Bloggen & Menschenkenntnis»
- «Ich blogge: Menschenkenntnis»
- Aktuell: «1×1 des Bloggens»
Parallel dazu der Wandel der Untertitel
- «Begleite meine Expedition als Blogger-Anfänger zum Meisterschüler und werde selbst Bloggerin»
- «Begleite mein Erbloggung des Menschlichen»
- «Wer mitreissend bloggen will, braucht Menschenkenntnis»
- «Wann wirst du Bloggerin?»
Ein hin und her zwischen den Themen Bloggen und Menschenkenntnis, dass schliesslich in der gegenseitigen Bedingtheit mündete: «Wer mitreissend bloggen will, braucht Menschenkenntnis» und schon bald darauf bloss noch eine Erinnerung war.
Von Anfang an lag der Fokus auf der authentischen Beschreibung meiner Reise als Blogger-Anfänger. Wie fühlt es sich Bloggerin werden an? Was muss ich lernen, um Blogger zu werden? Einen erlebbaren Einblick erhältst du im Blogbeitrag Bloggen lernen – Eine unerwartete Reise.
Chaos pur in meinem Kopf. Ein Haufen Ideen, die irgendwie zusammen gehören, aber irgendwie auch nicht. Was davon ist wichtig und für wen ist es wichtig. Was genau soll dabei der Mehrwert sein und wiederum die Frage: «Für wen?».
Folgerung: Ein roter Faden musste her.

Ich lief einige Tage mit der Frage «Was ist das Herzstück eines Blogs?» durch die Welt. Auf meiner Lieblings-Bank kam es mir ganz unverhofft in den Sinn: der Blogbeitrag.
- Was steckt hinter einem Blogbeitrag?
- Was braucht es bis zum Klick auf «Veröffentlichen»?
- Kurzum: Wie schreibe ich einen kompletten Blogbeitrag?
Die Antwort auf dies Fragen ist meine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum perfekten Blogbeitrag. Dieser Blogbeitrag ist die Landkarte, mit der du immer genau weisst, wo du bist und schliesslich mit dem wunderbaren Gefühl: «Alles gemacht, an alles gedacht» veröffentlichst.
Kompletten Blogbeitrag schreiben 2025: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Bloggen war noch nie so einfach. Ich erzähle dir unverhüllt alle Einzelheiten für das Blogbeitrag Sc…
Damit wird das Thema «Menschenkenntnis» zum Nebenschauplatz. Wird es überdauern oder schon bald aussortiert werden?
Für mich persönlich wird es jedenfalls relevant bleiben. Denn Menschenkenntnis bedeutet Selbsterkenntnis. Ich bin überzeugt: Will ich mitreissend bloggen, brauche ich Menschenkenntnis. Warum das so ist, erkläre ich in meinem Blogbeitrag: Spannende Geschichte schreiben – Leitfaden und Beispiele
4 Wochen später … Next Level im Bloggerin werden
Ob zu früh, zu spät oder genau im richtigen Moment – ich weiss es nicht. Jedenfalls ploppte in meinem LinkedIn Feed Gregor Schinko auf und bot seine 30-Minuten-Anleitung zur klaren Markenbotschaft an. Ich kommentierte das Codewort und am selben Tag flatterte das Teil in mein Postfach. Das Ziel der Anleitung: «Sag, wofür du stehst – in einem Satz.»
Gregor sagt: Solange ich keine klare Markenbotschaft habe, fehlt mir der rote Faden, solange weiss ich selbst nicht, was ich eigentlich sagen will und mein Publikum wird mich nicht verstehen.
Folgerung: Antworten finden auf: «Was mache ich eigentlich und was glaube ich, was ich mache?»
Schritt 1 & 2: «Was tue ich und was treibt mich an?»
Gregors 30-Minuten-Anleitung führt mich durch 4 Schritte. Irgendwie kam es, dass die beiden ersten Schritt zusammenfielen – verorten wir das mal unter künstlerische Freiheit!
Tinte auf Notizbuch-Papier:

Ich blogge über bloggen. Es ist mein Grundrecht, mein eigenes Leben zu führen, herauszufinden, was mein Eigenes ist und was sich für mich stimmig anfühlt.
Selbstwirksamkeit und Eigenständigkeit sind notwendig für inneres und äusseres Wohlbefinden. Im Bloggerin werden erlebe ich Selbstwirksamekeit.
Ich glaube, dass mein eigener Fortschritt unzertrennlich mit dem der anderen verbunden ist. Deshalb will ich das Bloggen allen zugänglich und den Einstieg so leicht wie möglich machen.
Jede einzelne Geschichte ist es Wert erzählt zu werden – in der Ich-Form, authentisch für unendliche Diversität. Das Zeitalter der Follower:innen ist vorbei.
Ich will die Menschen ermutigen, ihre Selbstoffenbarungsängste abzulegen, sie aus ihrer Abhängigkeit herausführen. Im Schreiben finden wir besonders leicht zu uns und entdecken unsere ganz eigene Stimme. Sich selbst im Schreiben ausdrücken, macht satt und stolz.
In diesem Prozess der Selbsterkenntnis lernen wir automatisch Menschenkenntnis und damit finden wir zurück zu unserem Kern – dem Menschsein und der Menschlichkeit.
Schritt 3 «Was machst du anders/besser?»
Bloggerin werden, denke ich mir, fordert ordentlich Selbstreflexion. Ich schreibe einfach drauflos, ich bin es mir gewohnt aus meiner täglichen Praxis des Free Writing. Wie und was ich da genau mache, erfährst du hier: Free Writing – Ewig im Schreibfluss

Ich tue es für mich, dabei dokumentiere ich im ursprünglichen Sinne eines Blogs meine persönliche Sicht, Erfahrung und Erkenntnis so echt wie es mir stimmig erscheint.
Ich spreche nicht darüber wie «man» es macht, sondern wie ich es mache. Das bedeutet Selbstreflexion und damit Mut zu haben, den eigenen Verstand zu gebrauchen.
Was ich tue, tue ich nicht wegen der Wirkung – Die Wirkung ist unberechenbar, unvorhersehbar und willkürlich. Ich tue es für das Gefühl der Lebendigkeit und des Glücks im Ausdruck meines Innersten. Wegen der Lust am Risiko und der Unvorhersehbarkeit.
Denn, es ist anmassend zu glauben, ich könne jemanden verändern oder beeinflussen. Es ist überhaupt lächerlich zu glauben, dass irgendeine Veränderung notwendig ist. Veränderung passiert ganz natürlich permanent.
Ich kann mich selbst verändern, mir selbst näher kommen, echt sein und darin ein erstrebenswertes Beispiel für andere sein. Aber nicht um Follower:innen zu gewinnen, sondern um die Menschen zu befähigen, aus ihrer Abhängigkeit und Unmündigkeit herauszutreten.
Schritt 4 «Wir stehen für…»
Jetzt will Gregor, dass ich alles in einem Satz verdichte, in einem Satz, der den Menschen in Erinnerung bleibt und den sie weitererzählen. Ich grüble nicht lange, sondern schreibe einen Satz nach dem andern auf:

- Wir stehen für Stimmigkeit und Authentizität.
- Wir stehen für Individualität, innere und äussere Unabhängigkeit und Selbstwirksamkeit
- Wir stehen für den Mut den eigenen Verstand zu gebrauchen
- Wir stehen für Handlungen die unserem Wesen einsprechen – wir würdigen und anerkennen damit unsere Einzigartigkeit.
- Wir stehen für das Bewusstsein, dass alles und alle das Spiegelbild unseres Selbst sind und damit anerkennen wir, dass unser eigenen Fortschritt untrennlich mit dem der anderen verbunden ist.
- Wir stehen nicht dafür was wir tun, sondern warum wir es tun und wie wir es tun.
- Wir stehen für die Überzeugung, dass Schreiben in die Freiheit führt, wobei wir mehr und mehr merken, dass wir bereits frei sind, es immer waren und es ewig sein werden.
- Wir stehen für das Bloggen als Garant für innere und äussere Freiheit
- Wir stehen für das Bloggen als Weg in die Freiheit.
Was am Ende daraus wurde? «Blog’ dich frei»
2. Bloggerin werden und «Werde ich mich blamieren?»
99% der Menschen konsumieren soziale Medien, während 1% der Menschen Inhalte veröffentlichen. Zahlen, die ab und an kursieren. Ich dachte einige Male darüber nach und fragte mich, warum so wenige Menschen sich ausdrücken. Die Gründe sind bestimmt so vielfältig wie die Menschen selbst. Auf meinem noch jungen Weg zum Bloggerin werden haben mich die letzten Monate besonders die Selbstoffenbarungsängste getriggert.

«Es scheint als ob die bange Frage: ‹Wie stehe ich in den Augen der anderen da?› das Seelenleben übermächtig beherrscht.» (Friedemann Schulz von Thun, 2004, S. 100)
Beherrschen meint in diesem Kontext, die Angst davor, sich auszudrücken. Die Menschen haben Angst vor den Reaktionen der Mitmenschen, insbesondere vor grösseren Zuhörerschaften. Daraus wird deutlich, dass mit jeder gesendeten Botschaft ein Stück weit Selbstoffenbarung passiert.
Schulz von Thun (2004) begründet die Selbstoffenbarungsangst in der frühen Kindheit als Resultat des Konfliktes zwischen der Individuation des Kindes und den gesellschaftlichen Werten und Normen. Dieser Konflikt ist ein gemeiner Bestandteil im Heranwachsen – die Härte und das Ausmass der einhergehenden Verletzungen gestalten sich unterschiedlich (S. 101).
Konflikt zwischen kindlicher Eigenart und gesellschaftlichen Normen
«Bravsein, wenig verlangen, sich unterwerfen, nichts kaputtmachen, Wut unterdrücken, keine Sexualität zeigen usw., das sind die unendlich scher zu verinnerlichenden Verbote, von denen es abhängt ob ein Kind sich gut fühlen darf.» (Horst Eberhard Richter, 1974, S. 80)
Primär werden die gesellschaftlichen Werte und Normen durch die engen Bezugspersonen (Eltern) in Form von Belohnung und Strafe eingeübt. Aus der kindlichen Abhängigkeit lernt das Kind bald: Nur wenn ich ‹gut› genug bin, werde ich geliebt. Das Resultat ist die Anpassung, das Verbergen und die Unterdrückung der ‹bösen› und ‹schlechten› Anteile. Bald wird das extrinsische elterliche Lob und Tadel verinnerlicht und das Verhalten wird intrinsisch durch Schuld- und Schamgefühle gesteuert (Schulz von Thun, 2004, S. 103).
Das Empfinden, unter ständiger Beurteilung durch die Mitmenschen zu stehen, ist eine erlebnismässige Übertreibung. Tatsächlich lauscht das Selbstoffenbarungs-Ohr der Empfangenden, jedoch sind sie meist damit beschäftigt, eigenes ‹verbotenes› zu verbergen (Schulz von Thun, 2004, S. 104).
Bloggerin werden bedeutet für mich die ehrlich Auseinandersetzung mit der Frage: „Blogge ich um zu gefallen und wenn ja, wem will ich gefallen?“

Konflikt zwischen kindlicher Unzulänglichkeit und Leistungsansprüchen der Umwelt
«Klein, schwach, unorientiert, hilflos tritt der Mensch das Leben an. In jeder Weise gegenüber den Erwachsenen benachteiligt, empfindet das Kind ein Unsicherheitsgefühl. Es strebt nach Sicherheit. (Henry Jacoby, 1974, S. 54)
Die Erziehung oder das Herausführen der Kinder aus ihrer Abhängigkeit pendelt zwischen Verwöhnung und Entsagung. Ich erachte ein stimmiges Selbstwertgefühl als fundamental für ein gelingendes Erwachsenwerden. Nur allzumal sind die kindlichen Erfahrungen eher geeignet, das Minderwertigkeitsgefühl zu nähren. Minderwertigkeitsgefühle werden üblicherweise kompensiert durch Geltungsstreben, Überlegenheit und Macht. Folgerichtig lässt sich die Selbstoffenbarungsangst als «eine Angst vor der Entlarvung als Versager» (Schulz von Thun, 2004, S. 105) oder Versagerin deuten. Der Blick auf die Welt wird geprägt:
- In Mitmenschen werden strenge Richtende oder Rivalinnen und Rivalen gesehen
- Harmlose Alltagssituationen werden unter dem Aspekt der Leistung beurteilt
Die Polarität Könne-Nichtkönnen wird zum vorrangigen Urteilsschema in fast allen Lebensfragen, das Leben zu einem Ablauf von angsterregenden Bewährungssituationen… – Damit vertieft (…) die Kluft zwischen den Menschen, verfeindet sie gegenseitig und legt auch in die besten Beziehungen einen Bodensatz von Neid und Missgunst.» (Dieter Duhm, 1972, S. 50)
Imponier- und Fassaden-Techniken
Wir Menschen sind in unserem Ausdruck stets um unsere Selbstoffenbarung besorgt. Die Energie fliesst in die Gestaltung einer ‹Schokoladenseite› (Imponiergehabe) oder in die Geheimhaltung unserer ‹Schattenseiten› (Fassaden-Techniken).
Beispiele für Imponiergehabe (Schulz von Thun, 2004, S. 107-108):
- Von der besten Seite zeigen
- sich aufspielen
- angeben
- Bloggerin werden zur Selbst-Beweihräucherung
- Radschlagen wie ein Pfau
- in schwer verständlicher Sprache sprechen
- scheinbar beiläufig etwas andeuten, was Eindruck macht
- das Gespräch auf Themen lenken, in denen ich mich auskenne
- über etwas verfügen, als nur etwas zu haben

Beispiele für Fassaden-Techniken (Schulz von Thun, 2004, S. 109-110):
- Schweigen als konsequenteste Form der Angstabwehrfassade
- Dinge sagen, die ich nicht fühle – eine Rolle spielen
- Keine Schwäche, keine Gefühle zeigen
- Gute Miene zum bösen Spiel
- «Bei mir ist alles in Ordnung» ist die Selbstsicht des kranken Menschen
- Gefühle sind nicht mehr spürbar – abgespaltene Persönlichkeitsanteile
Beispiele für sprachliche Hilfsmittel zur Selbst-Verbergung (Schulz von Thun, 2004, S. 110-112):
- sachliche, unpersönliche Sprache
- abgehoben und abstrakt sprechen
- Sterile Mimik und Gestik, monotoner Tonfall
- ‹Man-Sätze›: Inhalte ent-persönlichen, eine Aussage über die gesamte Menschheit
- ‹Wir›: die Verwendung von ‹Ich› vermeiden, um sich nicht exponieren zu müssen
- Fragen stellen: Eigene Meinung zurückhalten, stattdessen die Selbstoffenbarung des Gegenübers herausfordern
- ‹Es›: Damit vermeide ich, meine persönliche Betroffenheit zu formulieren. Lieber ‹Es war langweilig› als ‹ich bin langweilig›
- ‹Du-Botschaften›: «Dir kann man wirklich nichts anvertrauen» verbirgt «Mir ist es peinlich, dass du das weiter erzählt hast.›
Beispiele für hemmende Auswirkungen der Selbst-Verbergung (Schulz von Thun, 2004, S. 115):
- Sachlicher Ertrag: Vieles geht verloren, wenn der eigene Standpunkt wegen der Selbstdarstellung nicht offengelegt wird und weil das Gegenüber nicht richtig zuhört, weil es um seinen eigenen Auftritt besorgt ist.
- Zwischenmenschliche Solidarität: Solidarität bedeutet, dass ich meine Schwächen und Minderwertigkeit eingestehe. Nur so erfahre ich, dass auch andere Leiden und nicht so fit und fabelhaft sind, wie ich dachte. Das Gegenteil führt in die Isoliertheit, an der wir wiederum leiden.
- Seelische Gesundheit: Dinge sagen die ich nicht fühle führt zu inneren Spannungen. Will ich auf diese Art Bloggerin werden, konstruiere ich mir eine umfassende Lebenslüge, geplagt von der Angst vor der Entlarvung.
Wegweiser – Was kann ich tun?
Bloggerin werden bedeutet verantwortung übernehmen
- «Sei weniger besorgt um die gute Figur»
- «Sag einfach was mit dir ist, das ist ein ungeheurer Trick»
- «Erkenne dich selbst»
- Beantworte «Wer bin ich?»
Kongruenz bzw. Authentizität (Schulz von Thun, 2004, S. 116-117):
- Gib dich nach Aussen, wie dir innerlich zu mute ist.
- Je kongruenter ich kommuniziere, desto klarer kommt die Nachricht an.
- Je offener ich kommuniziere, desto gelassener kann mein Gegenüber zuhören.
- Je besser mein Gegenüber zuhört, desto besser verstanden fühle ich mich.

Ich hatte mir eine Zeitlang meines Lebens abgewöhnt, meine Gefühle zu fühlen. Ich bevorzugte mir diese Lücke mit dem Verstand zu erschliessen. Auf die Frage: «Was fühlst du?» antworte ich nicht aus der unmittelbaren Empfindung heraus, sondern meine Antwort war das Ergebnis einer rationalen Herleitung aufgrund bestimmter Prämissen und logischer Verknüpfungen.
Der Gegenpol dazu wäre laut Schulz von Thun (2004): «Lass alles heraus, was in dir ist – was der andere damit macht ist sein Problem!» (S. 120). Ruth Cohn (1975) führte in dem Zusammenhang die selektive Authentizität ein, was sich in ihren Worten wie folgt erfassen lässt:
«Nicht alles, was echt ist, will ich sagen, doch was ich sage, soll echt sein (…)»
Schulz von Thun (2004) spricht derweil von Stimmigkeit in der Kommunikation. Stimmigkeit ist dann gegeben, wenn mein Handeln und mein Ausdruck meiner Existenz entsprechen. Dabei gewichte ich den Ausdruck selbst stets höher als dessen Wirkung:
«Wegen der vermuteten Wirkung(slosigkeit) habe ich den Ausdruck meiner Position, meiner Gefühle dazu unterlassen und mir damit zwar Konflikte, Misserfolge und Aufregungen erspart, aber auch Lebendigkeit und Glück» (S. 122)
Leitlinien einer authentischen Kommunikation
Ruth Cohn (1975, S. 128) formuliert Hilfsregeln für die Förderung eines authentischen zwischenmenschlichen Umgangs:
- Ich vertrete mich selbst in meinen Aussagen – Ich spreche per ‹ich›
- Ich vermeide das Interview – Wenn ich eine Frage stelle, erkläre ich sie und sage, warum mir diese Frage wichtig ist.
- Ich mache mir bewusst, was ich denke und fühle. Selbsterkenntnis gelingt besonders leicht im Schreiben. Lies dazu meinen Blogbeitrag Free Writing – Ewig im Schreibfluss
- Ich halte mit Interpretationen zurück, stattdessen spreche ich meine persönlichen Reaktionen aus.
- Ich beachte meine Körpersprache und jene meines Gegenübers. Sie sagt oft mehr aus als der Verstand oder das gesprochene Wort. Lies dazu mehr in meinem Blogbeitrag Wie kann man Gedanken lesen – Praktische Anleitung
Authentizität ist als Prozess der persönlichen Befreiung und der inneren Emanzipation gedacht und nicht als Pflichtprogramm oder neue Möglichkeit, Pluspunkte zu ergattern. Krampfhaftes Bemühen um Echtheit erlebe ich lediglich als unechte Fassade. Die Authentizität soll nicht «zum Markenzeichen einer neuen Psycho-Schickeria» werden (Schulz von Thun, 2004, S. 128).
3. Kill your Darlings: Die mörderische Seite am Bloggerin werden

Ich dachte lange, es lohnte sich für mich, einfach zu machen, ohne lange überlegen, planen etc. Ewiges planen und diskutieren ist Vermeidung der Handlung, begründet sich in den eigenen Ängsten zu versagen, Fehler zu machen, etwas vergebens zu machen oder Zeit verschwenden für etwas, das am Ende nichts bringt.
Ich meinte, indem ich mache, handle und ausprobiere, kann ich erleben und empfinden, wie es sich anfühlt. Körper, Geist und Seele, alle drei sind und wollen gleichermassen Teil meines Lebens sein.
- Jede Erarbeitung eines Blogbeitrags sehe ich als Zyklus.
- Mit jedem neuen Blogbeitrag beginnt ein neuer Zyklus
- Jedes Mal entwickeln sich neue Möglichkeiten, ich fokussiere andere Aspekte.
- Mit jedem Zyklus werde ich eine bessere und bessere Bloggerin – ich fühle mich wohler und wohler.
Learnig by doing – mit Köpfchen
Ich sprach es bereits im Blogbeitrag Blog Themen finden – Schritt-für-Schritt-Anleitung an: „Ich nahm die Kill-Your-Darlings-Sache zu lange auf die kalte Schulter.“ Das wurde mir klar, nachdem ich den Entwurf für diesen Blogbeitrag schrieb. In dem Moment wurde mir das Ausmass und die Bedeutung des Satzes bewusst – meine Reaktion war «Oha», herunterhängender Unterkiefer, weit hochgezogene Augenbrauen, aufgerissene Augenlider und tellergrosse Pupillen.
Warum ist es ein so wichtiger, anregender, kreativer und befriedigender Aspekt des Bloggens?
Meine Kill your Darlings Methode
Ich sitze auf einer Bank mit atemberaubender Aussicht. Es riecht nach frisch geschnittenem Gras, ich höre eifriges Zwitschern, aber sehe keine Vögel, Sonnenstrahlen wärmen mein Gesicht, mein Rücken liegt angenehm kühl im Schatten.
Ich schliesse die Augen und denke über ein Thema für einen Blogbeitrag nach. Ich stelle mir vor, wie es wäre, ihn zu schreiben, den Moment, wenn ich «veröffentlichen» klicke:
- Sehe ich den Moment hell und klar oder düster und verschwommen?
- Fühlt sich das leicht oder schwer an.
- Rieche ich meine muffigen Nachbarn oder eher erfrischende Zitrone?
- Wie ist meine Mimik, weich und freundlich oder angespannte schmale Lippe?
- Höre ich ein himmlisches Lied oder Katzengejammer?
Für mich 1000-mal angenehmer als in das kalte Licht des Laptop-Bildschirms zu glotzen, um voreilig und ungeduldig etwas zu tippen, das am Ende niemand will.
Ich unterliess es im Weiteren, Ideen und Einfälle sofort zu notieren, weder auf dem Smartphone noch in meinem Notizbuch. Ich widerstand einfach dem Notiz-Impuls, denn er ist ohnehin bloss ein sorgenvolles Aufploppen aus der Angst heraus, etwas ‚Wichtiges‘ zu vergessen. Seither vertraue ich darauf, mich ganz natürlich an wichtiges zu erinnern. Dieser natürliche Filter vollzieht seither zuverlässig die Erstselektion meiner Kill-your-Darlings-Prüfung.
Wann wirst du Bloggerin?

Meine Markenbotschaft ist: Blog’ dich frei. Lebe dein Leben, deine Leidenschaft – drücke sie aus und teile sie mit der ganzen Welt. Werde teil der Blogosphäre!
Mit meiner Schritt-für-Schritt-Anleitung zum kompletten Blogbeitrag bist du immer orientiert, weisst genau, wo du bist und veröffentlichst deine Beiträge mit dem wunderbaren Gefühl: «Alles gemacht, an alles gedacht.» Damit ist Bloggerin werden so einfach wie noch nie.
Kompletten Blogbeitrag schreiben 2025: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Bloggen war noch nie so einfach. Ich erzähle dir unverhüllt alle Einzelheiten für das Blogbeitrag Sc…
Literatur
Cohn, Ruth (1975). Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion. Stuttgart: Klett-Cotta.
Duhm, Dieter (1972). Angst im Kapitalismus. Lampertheim.
Jacoby, Henry (1974). Alfred Adlers Individualpsychologie und Dialektische Charakterkunde. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag.
Richter, Horst Eberhard (1974). Lernziel Solidarität. Reinbek: Rowohlt.
Schulz von Thun, Friedemann (2004). Miteinander Reden. Störungen und Klärungen (39. Aufl.). Reinbek: Rowohlt.